SUNfarming GmbH: "Der Marktausblick und damit auch der Ausblick für unser Unternehmen gestaltet sich aus unserer Sicht sehr positiv" Interview mit Herrn Martin Tauschke, Geschäftsführer und Mitbegründer der SUNfarming GmbH
Die gesamte Erneuerbare-Energien-Branche erfährt zur Zeit den kräftigsten Rückenwind seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2004. Die Aussichten für die Solarenergie, insbesondere für Agrar-Photovoltaikanlagen, die künftig im Rahmen des EEG stärker gefördert werden sollen, sind daher derzeit mehr als gut.
Die SUNfarming GmbH, Spezialistin in diesem Segment, emittiert eine neue Anleihe mit einem Volumen von bis zu 15 Mio. Euro. Die SUNfarming-Anleihe 2022/2027 mit einer Verzinsung von 5,0 % p. a. bei einer Laufzeit von 5 Jahren dient zur Einwerbung von Mitteln für die Projektentwicklung und Vorfinanzierung deutscher Photovoltaik-Großprojekte.
Aus Anlass der aktuellen Emission führte die Umweltfinanz ein Gespräch mit Herrn Martin Tauschke, Geschäftsführer und Mitbegründer der SUNfarming GmbH.
Herr Tauschke, die Ampel-Koalition will die Energiewende weiter vorantreiben. Wird das Geschäft der SUNfarming GmbH von den ehrgeizigen Zielen der Bundesregierung profitieren?
Ja, definitiv. Wir haben jetzt nicht nur einen Wirtschafts- und Klimaminister der Grünen, sondern auch einen Koalitionsvertrag, der sehr gute Rahmenbedingungen für unsere gesamte Branche bietet. Das am 6.4. vorgestellte „Osterpaket“ hat schon die ersten Umsetzungen aus dem Koalitionsvertrag aufgenommen. Nur mal zum Vergleich: Von 2004 bis 2021 wurden in Deutschland ca. 60 Gigawatt PV-Leistung installiert. Bis 2030 sollen weitere 155 Gigawatt hinzukommen – also mehr als das Doppelte in der Hälfte der Zeit. Dazu müsste die jährlich installierte Leistung ungefähr auf das 3,7-Fache gegenüber 2021 gesteigert werden. Dank unserer Expertise wollen und können wir dazu beitragen, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen.
Bedeutet das auch mehr Konkurrenz?
Unsere traditionellen Energieversorger hätten eigentlich schon die ganze Zeit seit 2004 in das PV-Geschäft einsteigen können. Da würde ich angesichts der erwähnten Vervierfachung der jährlich installierten Leistung nicht von einer stärkeren Konkurrenzsituation sprechen. Was man aber sagen muss, ist, dass es einen Wettbewerb um verfügbare Flächen bei Freilandprojekten gibt. Dabei geht es eher um Genehmigungen und damit um die Abstimmung mit den Behörden, Gemeinden und Partnern. Aufgrund unseres bisherigen Track-Records haben wir hier aber schon einen gewissen Akzeptanz- und somit auch Wettbewerbsvorsprung gegenüber neuen Mitbewerbern, die vielleicht erst jetzt starten.
Die Genehmigungsverfahren für PV-Anlagen sind nicht so schwierig wie bei Windkraftanlagen, aber die Behördenmühlen mahlen in der Regel trotzdem recht langsam, oder?
Das kann von Bundesland zu Bundesland variieren. Während etwa die Gemeinden in Brandenburg vieles eigenständig entscheiden dürfen, ist es in Mecklenburg-Vorpommern durch den existierenden Regionalplan spürbar restriktiver. Es hilft aber, wenn man in der Vergangenheit bei der Realisierung vorheriger Projekte schon einen guten Eindruck in der Gemeinde und dem Landkreis hinterlassen und seine Zusagen eingehalten hat, um dann auch bei aktuellen Genehmigungsverfahren weniger hohe Hürden vorzufinden. Außerdem soll der Ausbau der Erneuerbaren Energien drastisch beschleunigt und Planungs- und Genehmigungsverfahren erheblich verkürzt werden. Eine zentrale Aussage im EEG-Entwurf des Osterpakets im §2 dabei lautet: Die Erneuerbaren Energien liegen im überragenden öffentlichen Interesse des Klimaschutzes und dienen der Sicherheit. Vor diesem Hintergrund ist es möglich, mehr Abwägungsmöglichkeiten im Artenschutzrecht zu schaffen und unter bestimmten Voraussetzungen auch den Bau von PV-Anlagen in Landschaftsschutzgebieten, wo heute intensiv geackert wird und morgen eine Öko-Solaranlage die Biodiversität deutlich erhöht, zu ermöglichen. Diese Perspektiven wollen wir unter anderem nutzen. Vergessen wir aber nicht, dass unsere Branche in der gesamten Bevölkerung weiter an Akzeptanz gewinnen muss, da es häufig um eine Veränderung des bisherigen Landschaftsbildes geht. Hier braucht es entsprechend intelligente Konzepte.
Wie wollen Sie die Akzeptanz für PV-Anlagen in der Bevölkerung erhöhen?
Es sollte deutlich gemacht werden, dass eine Freilandanlage nicht notwendigerweise landwirtschaftliche Nutzfläche reduziert. Wir streben daher stets eine Doppelnutzung an. Das gelingt uns sehr gut dank unserer hohen technischen Entwicklungskompetenz im Agri-Solar-Bereich. Wir können jetzt schon auf Erfahrungen aus mehreren Jahren Öko- und Agri-Solar zurückgreifen, sei es Bio-Schaf- oder Freilandhühnerhaltung oder Anbau von Dauerkulturen wie Gemüse und Heilkräuter. Dafür haben wir eigens ein Research- und Trainingszentrum von ca. 2,5 ha in Rathenow errichtet. Hier forschen wir, mit der Unterstützung von Universitäten und Instituten, bezüglich des Anbaus von Dauerkulturen unter verschiedenen Solarmodultypen – ob Glas-Glas und transparent oder auch nicht transparente Glas-Glas-Module.
Könnten Sie dieses Konzept etwas näher erläutern?
Bei unserem "Agri-Solarkonzept" werden Energie und Pflanzen zusammen produziert – auf ein und derselben Fläche. Zusätzlich zur Erzeugung von Solarstrom können in Gewächshäusern oder auf PV-Freiflächenanlagen zwischen den Modulreihen Gemüse, Früchte oder Blumen angebaut werden. Dabei werden die PV-Anlagen für die landwirtschaftliche Nutzung durch höhere Aufstellung und intelligente Regenwasser-Beregnungssysteme unter den Modulen entsprechend modifiziert, so dass der Anbau von Gemüsesorten wie Kartoffeln, Tomaten und Gurken sowie von Kräutern, aber auch die Haltung von Schafen und Hühnern problemlos möglich ist. Auch für die Optik wird etwas getan, indem wir die Öko- und Agri-Solarparks z.B. mit Hecken säumen, sodass sich die PV-Anlagen gut in das Landschaftsbild einfügen. Die gemeinsame Erzeugung von Strom und Lebensmitteln schließt sich bei diesem Ansatz also nicht aus.
Wie beschrieben betreibt die SUNfarming in Brandenburg ein Forschungs- und Innovationszentrum und plant einen 500 MW-Agri-Solarpark. Ist die Agrar-Photovoltaik eine besondere Chance für Brandenburgs Landwirtschaft?
In unserem Food & Energy Forschungs- und Innovationszentrum in Rathenow sollen in den kommenden Jahren mehrere Forschungsprojekte realisiert werden. Unter anderem wird dort die Agri-Robotik gemeinsam mit der TU München und Continental weiterentwickelt. Dies ist ein wesentlicher Baustein vor dem Hintergrund der ebenfalls knapper werdenden Fachkräfte sowie der kleinteiligeren Bewirtschaftung unter und zwischen den Modulen. Darüber hinaus haben wir ein Forschungsprojekt zur Modulkühlung. Ziel ist es hier, herauszufinden, ob wir die Abwärme aus dem Modul zur Wachstumssteigerung der Pflanzen darunter nutzen und gleichzeitig die Leistung des Moduls selbst durch Kühlung erhöhen können. Weitere Forschungsprojekte befassen sich mit der Fischzucht und der Nutzung von Biodünger zur Vermeidung von mineralischen Düngern. Ziel sollte es sein, bei Agri-Solar stets den ökologischen Ansatz der Biolandwirtschaft zu verfolgen.
Die Agrar-Photovoltaik bietet für die Landwirte mehrere Chancen. Auch wenn wir letztes Jahr eher mehr Regen und weniger Sonne hatten, leiden die Flächen insbesondere in Brandenburg unter starker Trockenheit und somit Ertragsrückgänge. Die Zurverfügungstellung von Flächen für Öko- oder Agri-Solar ermöglicht es den Landwirten, auf den besonders schlechten Böden überproportionale Einnahmen zur Stabilisierung des gesamten Betriebs zu erlangen. Es wird noch politisch diskutiert, inwieweit Agri-Solar auch weiterhin den Anspruch auf die Flächenprämie ermöglicht, was wiederum die landwirtschaftliche Doppelnutzung der Flächen deutlich bekräftigen würde.
Mit dem Emissionserlös der neuen Anleihe sollen rund 20 deutsche Solarprojekte vorfinanziert werden. Warum konzentrieren Sie sich hier auf den deutschen Markt?
Natürlich gibt es auch links und rechts des heimischen Marktes Chancen, und jährlich werden es jetzt mehr. Aber ganz ehrlich: Mit der aktuellen Weichenstellung in Deutschland ist das Marktpotenzial für uns dermaßen groß, dass wir mit unserem Kerngeschäft in Deutschland mehr als gut ausgelastet sein werden die nächsten Jahre. Wir haben in diesem Bereich bereits vor mehr als zwei Jahren mit der Entwicklung der Projekte begonnen. Somit konnten wir rechtzeitig Flächen vor allem in den Neuen Bundesländern für Öko- und Agri-Solar sichern. Viele dieser Flächen konnten wir durch unser langjähriges Netzwerk als Unternehmen aus dem Raum Berlin anpachten. Für die ersten größeren Flächen im zweistelligen MW-Bereich erwarten wir für Mitte nächsten Jahres die Baureife.
Wie schätzen Sie die mittel- und langfristigen Aussichten für Ihre Branche und speziell für Ihr Unternehmen ein?
Der Marktausblick und damit auch der Ausblick für unser Unternehmen gestaltet sich aus unserer Sicht sehr positiv, da die Photovoltaik die Asset-Klasse innerhalb der Erneuerbaren Energien mit dem besten Chancen-/Risiko-Profil, subventionsunabhängiger Wettbewerbsfähigkeit und bewiesener hoher Widerstandsfähigkeit ist. In Deutschland wurden sehr ambitionierte Ziele festgelegt, die unser Geschäft zusätzlich beflügeln werden. Dazu beitragen wird sicherlich auch unsere Projektpipeline von 2 GWp, von denen für ca. 690 MWp ein gemeindlicher Aufstellungsbeschluss zur Durchführung eines Bebauungsplans vorliegt. Die ersten Projekte aus dieser Pipeline werden wir in 2023 bauen.
Herr Tauschke, ganz herzlichen Dank an Sie für Ihre Zeit und das ausführliche Gespräch.
Quelle, Bild: SUNfarming GmbH, April 2022
Über SUNfarming
Die 2004 gegründete SUNfarming GmbH ist spezialisiert auf die Entwicklung und Realisierung schlüsselfertiger Photovoltaik-Projekte im In- und Ausland, darunter kleinere Anlagen für private Endkunden und Gewerbetreibende, Großprojekte für Investoren und Direktstromkonzepte für Kommunen. Die SUNfarming GmbH deckt die gesamte Projektentwicklungs- und EPC-Wertschöpfungskette (Engineering, Procurement, Construction) ab: beginnend mit der Planung und Entwicklung über den Bau bis hin zum Monitoring und zur Wartung von Solarparks und damit verbundenen Konzepten wie z. B. Agro-Photovoltaik. SUNfarming verfügt über eine langjährige gewachsene Kundenstruktur aus Kapitalinvestoren, Kommunen sowie Nutzern gewerblicher und privater Eigenstromanlagen. Das internationale Team aus erfahrenen Kaufleuten, Ingenieuren und Technikern hat eine Anlagenleistung von rund 650 MWp erfolgreich realisiert und übernimmt die kaufmännische Betriebsführung für Anlagen im In- und Ausland.