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Grüner Strom vom eigenen Dach Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich eigene Aufdach-Photovoltaikanlage

Erneuerbare Energien haben inzwischen einen Anteil von über einem Drittel an der weltweiten Kraftwerksleistung. Für wirksamen Klimaschutz und zum Erreichen der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens muss der Ausbau aber massiv beschleunigt werden. Vor allem der Ausbau der Photovoltaik müsste nach neuesten Berechnungen von Wissenschaftlern des Fraunhofer ISE zeitnah auf jährlich rund 10 bis 15 Gigawatt gesteigert werden. Zum Vergleich: Der Zubau betrug in 2020 nur knapp 4,9 Gigawatt, nach nur rund 3,8 Gigawatt im Jahr 2019.

Aufdach-Photovoltaikanlagen beschleunigen Zubau ohne Flächenverbrauch

Aufdach-Photovoltaikanlagen im gewerblichen und im Kleinanlagenbereich bieten sich an, weil diese Projekte ohne lang andauernde Genehmigungsverfahren, ohne zusätzlichen Flächenverbrauch und bei hoher Akzeptanz durch die Bevölkerung unproblematisch und vor allem in hoher Zahl realisiert werden können. Die GRÜNEN beispielsweise wollen 1,5 Millionen neue Solardächer in den kommenden vier Jahren realisieren. Auch immer mehr Politiker der anderen Parteien sprechen sich deshalb für eine mögliche Pflicht von Solaranlagen auf Hausdächern aus.

„Die Energiewende findet dezentral vor Ort und partizipativ statt. Strom aus Solarenergie zusammen mit Speicher-Möglichkeiten samt intelligenter Steuerung sind zentrale Bausteine einer erfolgreichen Energiewende", so Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung „Energie, Verkehr, Umwelt“ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

Vorreiter Städte und Länder: Solardach-Pflicht in einigen Regionen schon eingeführt

In einigen deutschen Großstädten ist die Solardach-Pflicht schon Realität: In Hamburg wurde sie bereits Ende 2020 beschlossen. Ab 2023 müssen alle Neubauten eine Photovoltaikanlage auf dem Dach vorweisen, ab 2025 muss dann auch bei der Sanierungen bestehender Dächer eine Solarstromanlage installiert werden. Ähnliches gilt ebenso in Berlin und Bremen.

Mit Baden-Württemberg und Bayern haben auch die ersten Bundesländer eine Solardach-Pflicht eingeführt. In Baden-Württemberg müssen Hausbauer ab dem 1. Mai 2022 verpflichtend eine Photovoltaik- oder solarthermische Anlage installieren. In Bayern gibt es bereits eine Pflicht für Photovoltaikanlagen auf gewerblich genutzten Gebäuden, jetzt wird auch über eine Solardachpflicht auf privaten Wohnhäusern diskutiert. Diese könnte im Jahr 2022 beschlossen werden. Schleswig-Holstein plant eine Solardach-Pflicht für Nicht-Wohngebäude sowie für Großparkplätze. Dazu ist im Herbst 2021 mit einer Entscheidung zu rechnen.

Viele Bürger und Unternehmer wollen eigene PV-Anlage

Die Idee einer Solardach-Pflicht ist zwar nachhaltig, da auf diese Weise mehr umweltfreundlicher Strom produziert würde. Man kann den eigenen grünen Strom nutzen, ist damit unabhängiger und kann über die Jahre einige Tausend Euro Stromkosten sparen. Allerdings ist die Installation zunächst mit hohen Kosten verbunden, die nicht jeder Hauseigentümer aufbringen kann oder will. Aus diesem Grund ist auch eine bundesweite Solardach-Pflicht vorerst gescheitert. Doch die aktuelle Umfrage "Zukunft Wohnen" des Meinungsforschungsinstituts forsa ergab, dass 68 % der befragten 20- bis 50-jährigen Bundesbürger gerne eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach installieren würden - zusätzlich zu den 15 %, die bereits eine installiert haben.

Laut einer Umfrage unter 10.000 Unternehmern besteht auch bei diesen eine hohe solartechnische Investitionsbereitschaft: 53,7 % von ihnen können sich die Anschaffung einer Solaranlage vorstellen.

„Es wäre fahrlässig, wenn die Politik, diese preiswerten Klimaschutz-Früchte jetzt nicht erntet“, mahnt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW).

Neue Geschäftsmodelle: Pachten statt Kaufen

Neben dem Kauf von Dachsolaranlagen etabliert sich daher seit einiger Zeit ein neues Modell: das Pachten einer Solaranlage auf dem eigenen Dach. Die zwei größten Vorteile beim Pachten sind die unkomplizierte Umsetzung und das Vermeiden der hohen Anschaffungskosten. Die Eigenheimbesitzer erhalten die PV-Anlage als Service-Komplettpaket - auf Wunsch mit Batteriespeicher -, in dem Planung, Montage, Wartung, Versicherung und der Ersatz von defekten Teilen sowie ein dauerhafter Kundenservice inklusive sind. Dafür zahlen die Haushalte einen festen monatlichen Betrag, je nach Leistung der Anlage meist zwischen 50 und 150 Euro.

Die Pacht kann dann über mehrere Wege refinanziert werden: Die erzeugte Energie kann selbst verbraucht und damit die Stromrechnung reduziert werden. Das ist attraktiv, weil der hauseigene Solarstrom weitaus günstiger ist als der des Energieversorgers. Nicht genutzter Strom kann zudem gegen eine zwar niedrige, aber über 20 Jahre garantierte Vergütung in das öffentliche Netz eingespeist werden. Nach Ablauf der Pachtdauer, in der Regel 15 bis 25 Jahre, kann die Anlage bei vielen Anbietern kostenfrei oder gegen eine geringe Zahlung vom Pächter übernommen werden, der dann noch für ca. weitere 10 - 15 Jahre seinen eigenen Strom ohne weitere Kosten - abgesehen von Wartungs- und Instandhaltungskosten - erzeugen kann.

„Das Konzept ist bequem für den Anlagenbetreiber“, so Energie-Expertin Ines Rutschmann vom Verbraucherportal Finanztip. „Er muss sich keine Gedanken über die Finanzierung machen, keinen Kredit aufnehmen. Er muss sich keine Gedanken machen, wie die Anlage aussehen soll, aus welchen Komponenten sie bestehen soll. Und er muss sich noch nicht einmal um den Betrieb großartig kümmern.“

Die Anbieter der Komplett-Pakete preisen diesen Service verständlicherweise in die Pacht ein. Dadurch sind über die gesamte Laufzeit die Pachtkosten zwar höher als die Anschaffungskosten beim Kauf einer Solaranlage. Doch der Pächter spart nicht nur Zeit und Arbeit, sondern trägt auch ein geringeres Risiko als der Käufer bezüglich der einwandfreien Funktionsfähigkeit der Anlage und hat keine weiteren Betriebskosten. Außerdem wird der Pächter von Anträgen, Registrierungen und anderen Teilen von behördlichen Verfahren entlastet und muss sich nicht um eine ergänzende Finanzierung bemühen, was je nach Alter und Beruf Schwierigkeiten bereiten kann. Der Pächter profitiert also von den Vorteilen als Betreiber (EEG-Vergütung für eingespeisten Strom), hat aber nicht die Nachteile eines Eigentümers (Wartung, Instandhaltung).

Riesiges Potenzial bei Aufdachanlagen bis 100 kWp

Aktuell sind in Deutschland knapp 2 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 54 GW installiert. Allein das Potenzial bei Aufdachanlagen bis 100 kWp liegt laut dem Energiemarkt-Experten energy-brainpool bei weiteren 14 Millionen Projekten.

„Die Solarenergie ist ein boomender Markt, der durch den Kampf gegen den Klimawandel, steigende Strompreise und die Elektromobilität noch an Bedeutung gewinnen wird“, betont Andreas Ernst, Leiter des Fonds Skopos Impact.

In den letzten drei Jahren hat sich die Nachfrage nach Pachtanlagen verzehnfacht. Verpachtet werden Solaranlagen sowohl von Energieversorgern als auch von darauf spezialisierten Dienstleistungsfirmen, häufig in Kooperation mit regionalen Stadtwerken und Solateuren. Je nach Vertragsdetails können sich die Leistungen und die Pachthöhe von Anbieter zu Anbieter unterscheiden.

Stromspeicher erhöht Wirtschaftlichkeit

In jedem Fall gilt: Je effizienter der erzeugte Strom dabei im eigenen Haus verbraucht wird, desto weniger Strom muss zugekauft werden – und umso wirtschaftlicher ist letztlich die eigene Anlage. Laut dem BSW hat sich daher auch in 2020 die Hälfte der Kunden für eine zeitgleiche Installation eines Solarstromspeichers entschieden. Mit einem Speicher können bis zu 70 % des selbst erzeugten Stroms im eigenen Haushalt verbraucht werden. Ohne Speicher kommt man in der Regel auf eine Eigenverbrauchsquote von nur 30 bis 45 %. Angesichts steigender Strompreise sorgt ein Stromspeicher also für dauerhaftes Einsparpotenzial.

Fazit

Möchte man seine Aufdach-Photovoltaikanlage möglichst günstig bauen, empfiehlt sich der Erwerb direkt bei einem lokalen Fachbetrieb. In diesem Fall ist man selbst verantwortlich für die Finanzierung gegebenenfalls über einen Kredit und das Beantragen staatlicher Fördermittel, die Planung und Realisierung der Anlage sowie während des Betriebs für Wartung und Instandhaltung. Dafür ist man aber von Anfang an Eigentümer der PV-Anlage mit der damit verbundenen Flexibilität, z.B. bei Erweiterungen der Anlage oder Veräußerung der Immobilie.

Legt man mehr Wert auf einen Komplett-Service, der Planung, Finanzierung und Betrieb der Anlage ohne hohe Investitionskosten umfasst, empfiehlt sich das Pachtmodell über einen der großen Photovoltaik-Anbieter. Diese arbeiten in 90 % der Fälle mit lokalen Firmen zusammen, die dann für die Bauarbeiten zuständig sind. Einige Anbieter setzen aber auch vermehrt auf eigene Teams für die Installation und Wartung der Solaranlagen.

Quellen: Focus, Der Spiegel, IVV, forsa, Deutschlandfunk, BSW, Solaranlagenportal, echtsolar, Oktober 2021

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