Hybridkraftwerke und dezentrale Batteriegroßspeicher Moderne Speichertechnologie erleichtert die Integration erneuerbarer Energien ins Stromnetz
Die Stromnetze in Europa stehen durch den verstärkten Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen vor der Aufgabe, die schwankende Stromeinspeisung dieser Kraftwerke auszugleichen. Bisher haben die Vorkehrungen zur flexiblen Abregelung von Solaranlagen und Windparks bei zu hoher Netzauslastung ausgereicht. Mit dem beschleunigten Zubau regenerativer Energien rücken nun aber Geschäftsmodelle zur Zwischenspeicherung von Stromüberschüssen in Spitzenzeiten in den Fokus. Die mit Abstand am schnellsten wachsende Technologie sind dabei Batterieenergiespeichersysteme (BESS).
Schnell reagierende Batteriespeicher können für die nötige Flexibilität im Strommarkt der Zukunft sorgen. In Hybridkraftwerken (Integration von BESS in Solar- und Windparks) können je nach Wetterlage oder Tageszeit auftretende Stromüberschüsse effizient zwischengespeichert und zu Tageszeiten mit hohem Stromverbrauch zu besseren Preisen vermarktet werden. Die Speicher sorgen also für die nötige Flexibilität von erneuerbaren Energien im Strommarkt und ermöglichen so den beschleunigten Ausbau.
Netzdienliche Batteriespeichersysteme statt neue Gaskraftwerke
Hybridkraftwerke sind an geeigneten Standorten die bessere Alternative zu neuen Gaskraftwerken und dauerhaften Importen von Erdgas oder LNG aus amerikanischem Fracking-Gas. Das gleiche gilt für dezentrale Batteriegroßspeicher, die netzdienlich an strategisch wichtigen Punkten im Stromnetz für die Netzstabilisierung und den Ausgleich von Erzeugungsschwankungen gebaut werden (Stand-alone-Speicher). Die Investitionskosten für Batteriespeicher sind zudem so weit gesunken, dass die Wirtschaftlichkeit für verschiedene Geschäftsmodelle gegeben ist.
Arten von Batteriespeichern
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Batteriespeichern vor- und hinter dem Stromverbrauchszähler (front or behind the meter). Hinter dem Verbrauchszähler sind die privaten Heimspeicher sowie Gewerbe- und Industriespeicher zur Eigenstromversorgung installiert. Diese gibt es schon länger und sie machen den größten Teil der bisher installierten Speicherkapazität aus. Vor dem Stromverbrauchszähler liegen die neuen Großbatterien, die in Solar- und Windparks integriert werden und Ertragsschwankungen direkt beim Erzeuger ausgleichen. Auch die noch deutlich größer dimensionierten Stand-alone-Batteriespeicher zählen zu dieser Gruppe, die zukünftig massiv ausgebaut werden sollte.
“front of the meter” BatteriespeicherÜberblick über die wichtigsten Anwendungsbereiche und Geschäftsmodelle
1. Direktvermarktung erneuerbarer Energien
Anwendung: Batteriespeicher können in Kombination mit erneuerbaren Energiequellen wie Photovoltaik- oder Windenergieanlagen genutzt werden, um den erzeugten Strom direkt zu vermarkten. Der Speicher kann überschüssige Energie speichern und dann liefern, wenn die Erzeugung niedrig ist.
Ertrag: Direkte Einnahmen aus der Vermarktung von Strom und ggf. Premiumpreise für Ökostrom sorgen für einen zusätzlichen Gewinn durch Flexibilitätsangebote. Die Integration von Batteriespeichern erhöht die Rentabilität von Projekten und damit auch den Preis von Projektrechten. Hybridkraftwerke erfordern allerdings eine eigene Genehmigung.
2. Energiehandel (Arbitrage)
Anwendung: Der Batteriespeicher wird genutzt, um bei niedrigen Preisen (z. B. nachts oder bei Überproduktion) Strom zu kaufen und diesen bei hohen Preisen (z. B. tagsüber oder während Spitzenlastzeiten) wieder abzugeben.
Ertrag: Der Gewinn wird durch den Preisunterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis erzielt. Hohe Preisunterschiede sind die Grundlage des Geschäftsmodells. Aktuell treten diese Schwankungen regelmäßig über den Tagesverlauf auf. Gleichzeitig würde der Ausbau von Speicherkapazitäten die Preisunterschiede tendenziell glätten.
3. Netzstabilität und Sekundärregelung
Anwendung: Großbatterien können zur Netzfrequenzstabilisierung beitragen, indem sie auf schnelle Laständerungen reagieren. Die Bereitstellung solcher Flexibilitätsdienstleistungen wird von Stromnetzbetreibern vergütet.
Ertrag: Erträge ergeben sich aus der Bereitstellung von Reservekapazitäten zur Netzstabilisierung, insbesondere durch die Teilnahme an Regelenergiemärkten (Primär- und Sekundärregelung). Voraussetzungen sind die Zusammenarbeit mit Netzbetreibern, netzdienliche Standorte, spezialisierte Software zur Steuerung und Überwachung sowie schnelle Reaktionszeiten.
4. Lastmanagement zu Spitzenlastzeiten
Anwendung: Großbatterien speichern überschüssige Energie, um sie während Spitzenlastzeiten wieder ins Netz einzuspeisen. Durch dieses Lastenmanagement werden Spitzenlasten im Netz reduziert.
Ertrag: Betreiber erhalten eine Vergütung für die Bereitstellung dieser Dienstleistung, da sie die Notwendigkeit reduzieren, teure, weniger effiziente Spitzenlastkraftwerke wie z.B. Gaskraftwerke zu betreiben. Voraussetzungen sind der Zugang zu einem stabilen Netz mit regelmäßigen Spitzenlasten und eine zuverlässige Speichertechnologie mit großer Speicherkapazität.
Fazit
Batteriegroßspeicher können für die notwendige Flexibilität im Strommarkt sorgen. Die stark gesunkenen Hardwarepreise durch den massiven Ausbau der Produktionskapazitäten für Batterien weltweit sorgt für die Wirtschaftlichkeit in verschiedenen Anwendungsbereichen. BESS entlasten das Stromnetz, substituieren neue Gaskraftwerke und helfen dabei, grüne Energie noch effizienter zu nutzen. Für Projektentwickler ist die Integration von Großspeichern in neuen Wind- und Solarprojekten daher zu einem wichtigen Bestandteil und Wettbewerbsvorteil geworden.
Umweltfinanz, Juni 2025