Brandenburg startet Öko-Aktionsplan Die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Brandenburg soll bis 2024 auf 20 % gesteigert werden
Berlin ist einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für ökologisch produzierte Lebensmittel in Europa. Die steigende Nachfrage nach regional erzeugten Produkten aus dem Berliner Umland kann bisher jedoch kaum gedeckt werden. Um Berlin mit regionalen Bioprodukten zu versorgen, steht zu wenig Brandenburger Fläche für die Erzeugung von ökologischen Lebensmitteln zur Verfügung. Die brandenburgische Landesregierung will deshalb die ökologisch bewirtschafteten Flächen bis 2024 auf 20 % steigern.
Mit dem Öko-Aktionsplan soll der Ökolandbau in Brandenburg nachhaltig gestärkt werden
Um den ökologischen Landbau in Brandenburg zielgerichtet und bedarfsorientiert zu fördern, soll bis Ende 2021 ein Öko-Aktionsplan erarbeitet werden. In dem breit angelegten Beteiligungsprozess sind Verbände und Organisationen aus allen beteiligten Bereichen zur Mitarbeit aufgefordert. Die Auftaktveranstaltung „Öko-Aktionsplan“ am 07. Oktober 2020 mit rund 30 Teilnehmern markierte den Beginn einer engen Zusammenarbeit aller im Biosektor tätigen Akteure. Noch in diesem Jahr starten Beratungen mit Vertretern aus den Bereichen Landwirtschaft, Wissenstransfer und Gemeinschaftsverpflegung sowie den Kommunen und Interessenvertretungen von Verbrauchern. Ab 2021 sollen über einen Zeitraum von sechs Monaten mehrere Workshops durchgeführt werden.
Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel: „Mit einem gegenwärtigen Flächenanteil von 13,2 Prozent Ökolandbau belegt Brandenburg einen Spitzenplatz im Bundesvergleich. Ökolandbau stärkt die regionale Wertschöpfung und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Unser Öko-Aktionsplan soll hierfür die Weichen in Brandenburg stellen und den Ökolandbau nachhaltig stärken. Um bei der Ausgestaltung einzelner Maßnahmen auf eine möglichst breite Expertise zugreifen zu können, werden schon bei der Erarbeitung Vertreter des landwirtschaftlichen Berufstands, aus dem Bereich des Wissenstransfers und der Gemeinschaftsverpflegung, aus der Ernährungswirtschaft, den Kommunen und der Verwaltung, Junglandwirtinnen und -wirte sowie Interessenvertretungen der Verbraucherinnen und Verbraucher beteiligt.“
Berlins Staatssekretärin für Verbraucherschutz und Landwirtschaft, Margit Gottstein, hob bei der Auftaktveranstaltung hervor, dass Berlin im letzten Jahr eine Ernährungsstrategie entwickelt habe, um die Ernährungswende in der Stadt voranzutreiben.
„Ziel ist es, mehr biologische, saisonale und regionale Lebensmittel auf die Teller der Verbraucher zu bringen. Unsere Strategie wirkt sich unmittelbar auf die Landwirtschaft in unserer Region aus, denn Berlin bildet einen großen Absatzmarkt für in Brandenburg produzierte Lebensmittel“, betont Margit Gottstein.
Regionalsiegel zur schnellen Erkennung von Produkten aus Brandenburg
Laut Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist es für 83 % der Befragten wichtig bis sehr wichtig, dass ein Lebensmittel aus der Region kommt. Die höhere Wertschätzung für regionale Agrarerzeugnisse erhöht jedoch nicht automatisch und dauerhaft den Marktanteil heimischer Produkte in Berlin und Brandenburg.
Landwirtschaftsminister Axel Vogel: „Erste Voraussetzung für mehr Agrarprodukte aus Brandenburg in den Regalen sind vermarktungsfähige Produkte, die der Handel sowie Verbraucherinnen und Verbraucher nachfragen. Dennoch ist die Vermarktung, wie die vergangenen drei Jahrzehnte zeigen, kein Selbstläufer. Wir brauchen ein Bündnis mit den kritischen und mündigen Konsumenten, die wissen wollen, wo und wie die Lebensmittel, die bei ihnen auf den Tisch kommen, hergestellt werden. Nur so kann es gelingen, auf dem hart umkämpften deutschen Markt Brandenburger Lebensmittel dauerhaft zu platzieren.“
Um die Wettbewerbsfähigkeit der Erzeuger in Brandenburg zu verbessern, plant die Landesregierung daher ein zertifiziertes Regionallabel, das bestehende regionale Siegel integrieren soll. So sollen Verbraucher heimische Produkte besser erkennen und regional produzierte Lebensmittel bei Ausschreibungen für die Gemeinschaftsverpflegung besonders berücksichtigt werden können.
„Die Berliner Ernährungsstrategie hat für Kitas, Schulen, Universitäten, öffentliche Kantinen, die ihre Versorgung ausschreiben, festgelegt, dass große Anteile in Zukunft ökologisch und regional sein sollen. Ein Regionalsiegel könnte diesen Nachweis erbringen und somit für Direktvermarkter und die Brandenburger Ernährungswirtschaft weitere Absatzmöglichkeiten bieten“, so Axel Vogel.
Erklärtes Ziel: Aufbau Regionaler Wertschöpfungsketten
Wie wichtig kurze, regionale Wege bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln sind, hat auch das Wegbrechen von Lieferketten in diesem Frühjahr während des coronabedingten Lockdowns gezeigt. Die Bündelung der Angebote vieler kleiner Lebensmittelproduzenten in regionalen Wertschöpfungsketten ist daher ein im Koalitionsplan verankerter Schwerpunkt des brandenburgischen Agrarumweltministeriums.
Anlässlich der Grünen Woche erklärte Axel Vogel zu der Frage, wann Brandenburg Berlin satt machen kann: "Am Ende schaffen wir das nur, wenn tatsächlich ein Bewusstsein bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern wächst, ganz egal ob aus Verbundenheit zu Brandenburg oder aus ökologischer Vernunft, weil wir nicht wollen, dass unsere Tomaten tausend oder zweitausend Kilometer hergefahren werden. Wir haben gewonnen, wenn das ankommt: Regional ist erste Wahl."
Quellen: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg (MLUK); Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V.; top agrar online; Oktober 2020, Der Tagesspiegel, Januar 2020